Mittwoch, 3. Dezember 2008

Letzte Tage und Wochen

Und dann hatte ich beschlossen, in die Berge zu fahren. Nur für ein paar Tage raus, Stille und diese Dinge. Es sollte ein sonniges Wochenende werden, aber eben kalt.
Ich habe einen Zug genommen in einen kleinen Ort, vom aus ein Bus in einen noch kleineren Ort fuhr, um von dort aus in einen Ort zu laufen, in den keine Busse mehr fahren. Irgendwo in den Alpen, an der Grenze zu Frankreich. Ich würde ungern sagen, dass ich wandern war, denn dieser Begriff weckt gewöhnlich hohe Erwartungen an zurückgelegte Strecke, Höhe und Geschwindigkeit. Sagen wir deshalb, dass ich exzessiv spazierengegangen bin. Jeder gute exzessive Spaziergänger weiß, dass es von essentieller Bedeutung ist, den Körper ausreichend mit Nährstoffen zu versorgen. Unangebrachter jüdischer Geiz sollte dabei keinesfalls dazu führen, auf bewährte Markenprodukte zu verzichten. Aus diesem Grund hatte ich gleich zwei Dosen Pringles dabei und diverse Schokoladenkekse. Die Route sah schokierend viele Anstiege vor (auf der Karte sah das alles halb so wild aus) und es ließ sich trotz intensiver Knobelarbeit keine Strecke finden, bei der es ausschließlich bergab oder geradeaus ging, hübsche Aussichten zu bestaunen waren und ich letztendlich wieder an den Ausgangspunkt gelangte. Aber wenigstens war es sonnig! Jedoch ließ sich der Klimawandel auch dort oben spühren; das Wetter spielt einfach verrückt! Treibhausgase, Ozonlöcher, Erdachsenroutationen und Vergleichbares förderten auf 2000 Metern etwas zutage, womit Mitte November nun wirklich niemand rechnen konnte: Einen halben Meter Schnee. Da halfen auch Stulpen über den Sneakers nichts und keine warmen Gedanken. Mit Sonnenbrand und drei abgefrorenen Zehen, die ich an der Quelle des Po zurücklassen musste, stapfte ich hinter einer Steinbockmutter zurück ins Tal um in den folgenden Tagen in den Wäldern der Umgebung zu bleiben und die schneebedeckten Gipfel aus sicherer und wärmerer Entfernung zu bewundern. In jedem Fall muss ich aber sagen, dass auch wenige sonnige Tage in einer Umgebung, in der außer dem Fluss und den eigenen Schritten nichts zu hören ist, einen unglaublich beruhigenden und entspannenden Effekt haben.

Ich bin dann weiter nach Genua gefahren und dort ein paar Tage geblieben. Ich muss sagen, dass es wirklich eine wunderschöne Stadt ist!! Der Hafen ist riesig und neben einem der größten und modernsten Aquarien Europas (mit Eintrittpreisen, für die man die Hälfte der Fische bereits am angrenzenden Fischmarkt erwerben kann) finden sich schmale Gassen, in denen die Prostituierten tagsüber ihrem zweifelhaft amüsanten Verdienst nachgehen. Es gibt kleine Läden und große Kirchen, moderne Plätze und schummrige Seitenstraßen und selten sieht man Armut und Reichtum so direkt aufeinander prallen. In der einen Straße stehen die Villen mit Meerblick und nur eine Gasse weiter streiten sich der Afrofriseur und der türkische Barbier darum, ob der Heroinpreis Wucher ist oder nicht. Die erste Bank wurde in Genua gegründet, Columbus hat hier gewohnt und Marco Polo war hier im Gefängnis. Noch immer fahren kleine Boote zum Fischen aufs Meer, während nebenan riesige Frachtschiffe Güter aus aller Welt verladen. Ein besonderes Flair und so herrlich widersprüchlich, dass ich mich außerordentlich wohl gefühlt habe.

Anders war das in der Schweiz. Ich würde sagen, dass ich den Kulturschock meines Leben bekommen habe, als ich in einer Züricher Bar nach etwas Honig zu meinem Tee gefragt habe. Der Kellner überlegte einen Moment und sagte dann, ohne das Gesicht zu irgendeiner mir vertrauten Emotion zu veryiehen, dass er diesen dann aber extra bongen müsste. Natürlich! Aber gerne doch! Ähnliches passiert auch, wenn man in einem Hotel danach fragt, ob sich ein Fön benutzen lässt. Ja, ja, die Situation ist außergewöhnlich, aber ich war kurzfristig an eine Freikarte für die Oper gekommen und hatte noch nasse Haare vom schwimmen im (Gottvater, eiskalten) See. Der Rezeptionist sah mich an, nickte und verwies darauf, dass ich jedoch das Zimmer anteilig zahlen müsste. Jawohl, auch dann, wenn das Fönen nur zehn Minuten dauern würde. Man stelle sich mal vor, es kämen ständig Leute, die mal eben duschen wollten oder vergleichbare Wünsche äußerten. Wo kämen wir denn da hin? Jedenfalls nicht mit trockenen Haare in die Oper.
Ich möchte Zürich nun nicht Unrecht tun, es ist schön dort und ich habe nette Menschen getroffen. Ich war in der Sauna, in der Oper, auf Parties, habe mit Studenten gesprochen und solchen, die in der Schweiz ein unvorstellbares Gehalt beziehen - als Bankangestellte! Und doch hält sich meine Begeisterung für das Land mit der geschlossenen Grenze ein wenig in selbiger. Es mag allerdings sein, dass schlicht der Wechsel von südländischer Lebensart zu schweitzer Präzison in mir ein kontrastreicheres Bild hat entstehen lassen, als es gerechtfertigt wäre. Aber eben auch eine in differenziertem Denken geschulte Akadamikerin kann die Unterlippe vorschieben und maulen: "Mir egal, alles blöd, ich will wieder ans Meer!"

Freitag, 31. Oktober 2008

Im Sueden nichts Neues...

Ihr Lieben zuhause und unterwegs,

da habe ich doch tatsaechlich lange nichts von mir hoeren lassen. Ein Unding! Was mache ich denn gerade, wie geht es mir? Das muss doch irgendwie in Erfahrung gebracht werden koennen... Kann es, kann es.

Ich bin wieder in Turin. In den letzten Wochen und Monaten habe ich viel gesehen, bin in vielen Staedten gewesen, habe viele Menschen getroffen und viele Erfahrungen gemacht. Wie sich die meisten von euch wohl denken koennen, sind es vor allem die Begegnungen mit Anderen, die wertvoll und nachhaltig sind. Ich weiss nicht, ob Toulouse eine schoene Stadt ist, ich kenne keine beeindruckenden Kirchen, habe die Nationalmuseen hoechstens von aussen gesehen und kann nur vom Vorbeifahren allen Besorgten bestaetigen: In Rom steht das Colosseum noch. Das soll nicht heissen, dass ich zum Kulturbanausen geworden waere und Pinakotheken mich nicht mehr interessieren wuerden, sondern es heisst, dass meine Reise von Anfang an einen anderen Fokus hat und hatte. Ich reise, um Menschen zu treffen, um ihre Art des Lebens zu sehen, um mit ihnen ueber Fragen, Meinungen und Sorgen zu sprechen, um etwas zu erfahren. Das ist aufregend und ich ziehe unendlich viel aus jedem Tag und jeder Begegnung. Aber es kostet auch Kraft, sehr viel Kraft, weil ich mich jedes Mal neu auf einen Menschen einstellen muss, immer wieder aufmerksam und konzentriert bin. Nach einem Tag Sightseeing schmerzen vielleicht die Fuesse, aber nach einem Tag intensiver und persoenlicher Gespraeche schwirrt der Kopf. Ich moechte nicht falsch verstanden werden, ich tue das, weil ich das so will! Aber absehbarer Weise kam irgendwann der Punkt, an dem ich muede war, an dem ich eine Pause und einen Platz der Ruhe brauchte. Auch das ist Freiheit: Rueckwaerts gehen, innehalten, nichts tun.
Vielleicht liegt es an der systemischen Organisation der Welt, vielleicht an den vielen Interdependenzen und Zusammenhaengen, deren Komplexitaet sich unserem Verstaendnis entzieht und immer entziehen wird, aber ich habe mehr als ein Mal die Erfahrung gemacht, dass bestimmte Dinge im richtigen Moment geschehen. Moeglicherweise ist das sogar eine der dominantesten und frappierendsten Erfahrungen: Alles scheint seine Zeit und seinen Ort zu haben und jeder von uns traegt durch sein Handeln und Unterlassen, durch seine Entscheidungen und Aussagen zum Fortbestand dieses Systems bei. Ich spreche diesem System eine Kontrolle und einen primaeren Antrieb ab, ich halte es fuer selbstverstaerkend und automatisch. Nein, nein, wir werden jetzt nicht metaphysisch und auch nicht komplizierter als noetig! Jedenfalls habe ich diesen Ort der Ruhe gefunden, er kam per SMS. Dass er sich in Turin befindet mag zufaellig sein in dem Sinne, als dass die Stadt als solche keine Rolle spielt, steht aber natuerlich in Zusammenhang mit dem, was ich vorher versucht habe zu beschreiben.

Konkret bleibe ich heute hier. Vielleicht auch noch morgen, aber das weiss ich noch nicht. Ich bleibe so lange, wie ich mich hier wohl fuehle und wenn es mich weiter zieht, werde ich meinen Rucksack nehmen und in den naechsten Zug, das naechste Flugzeug, das naechste Auto steigen. Ich erinnere mich nicht genau, wann es mir das letzte Mal so gut ging, auch wenn ich sehr viele Momente des Gluecks bisher auf meiner Reis erleben durfte. Ich habe begonnen, mich intensiver mit der Fotografie zu beschaeftigen. Wer weiss, vielleicht mache ich auch das ein oder andere kleine Projekt. Jedenfalls gibt es hier viele interessante Menschen, Turin ist eine kreative Stadt, dynamisch und vielseitig was Kunst, Theater und eben Fotografie betrifft. Turin ist gruen und wachsend, dabei voller herrlicher alter Haeuser und Strassen, gluecklicherweise mit hervorragenden Eisdielen gesegnet und, ja, Fiat ist auch hier. Irgendwo und ueberall eben...

So, und um diesem doch irgendwie schweren Bericht ein wenig Heiterkeit zu geben und mein Leben hier huebsch anschaulich zu machen, fuege ich ein Filchen von Bozzetto ein, damit hr mit dem Kopf nicken und sagen koennt: "Genau so ist das, genau so!" Denn genau so ist es:

http://de.youtube.com/watch?v=8L5sMkhUpIQ

Mittwoch, 15. Oktober 2008

Was fuer ein Fest!

Hohe Schuhe, welche eine Freude! Ich muss sagen, dass ich mich wirklich darauf gefreut habe, auf der Hochzeit von Piet und Francesca hier in Rom endlich mal wieder ein Kleid und hohe Schuhe tragen zu koennen. Auch wenn gegen die "Bequemklamotten" zunaechst nichts einzuwenden ist und ich mich darin sogar ueberraschend wohl fuehle, muss an dieser Stelle fuer das Protokoll festgehalten werden: Ich werde nicht zum Hippie! Diesbezueglich habe ich eine nette kleine Anekdote zu berichten, welche die Kleiderproblematik meiner Meinung nach herrlich zugespitzt auf den Punkt bringt.

Dazu muss man zunaechst wissen, dass die Villa ausserhalb von Rom lag (wer mal gucken und staunen moechte: http://www.borgodellamerluzza.it/) und die Gaeste deshalb von einem gemeinsamen Treffpunkt aus Fahrgemeinschaften gebildet haben. Da ich mit Zug und Bus zu diesem Treffpunkt kam, entschied ich mich, mein Kleid in einen Rucksack zu packen und mich vor Ort umzuziehen. So kam es, dass ich zwar mit fertig hochgesteckten Haaren, aber in T-Shirt und Jeans zu den bereits aufgebrezelten Gaesten stiess. Ausser mir waren noch andere deutsche Freunde dort und es stellte sich mir ein junger Mann mit Namen Ben vor. Nicht gerade uebertrieben euphorisch reichte er mir die Hand und wir wechselten einige wenige Standardfloskeln. In der Villa angekommen zog ich mich dann um und ging anschliessend, um mir ein Glas Orangensaft zu organisieren. Ben sah mich, starrte fuer einen Moment, kam dann mit grossen Schritten auf mich zu, reichte mir die Hand und sagte: "Hallo, ich bin Ben. Und wer bist du?"

Ansonsten kann ich nur von diesem Fest schwaermen! Selbst fuer italiensiche Verhaeltnisse war es sehr ausgelassen, viele junge Leute und hervorragendes Essen... Besonders gefallen hat mir allerdings, dass zu spaeterer Stunde Musik gespielt wurde und zwischen den erleuchteten Brunnen und Fackeln getanzt wurde. Und mit tanzen meine ich nicht das Disko-Gehopse! Da wurden die Haare geloest, die Schuhe ausgezogen und barfuss gesprungen, gesungen und die Arme in die Luft geworfen - vollkommen egal, wie das auch immer aussehen mochte oder welche Bewgungen der Rhythmus vorschreiben wollte. Und wir haben gelernt: Unter Alkoholeinfluss und bei ausreichender Ausgelassenheit verlieren selbst die italienischen Frauen ihren kuehlen Chique und werden zu leidenschaftlichen Taenzerinnen. Es war herrlich! Irgendwann wurden dann die ersten Gaeste in den Pool geworfen (ein Vergnuegen, dem ich gleucklicherweise entgehen konnte) und ich muss sagen, dass die Damen und Herren des Putzkomandos nicht zu beneiden waren. Alles in Allem ein Fest, das Massstaebe setzt.

Ich bin noch zwei Tage in Rom geblieben und schreibe nun aus meinem geliebten Florenz. Ich weiss nicht, ob jeder eine Stadt hat, die er einfach nur betreten muss und in der er sich sofort wohl fuehlt. Fuer mich ist das Florenz! Die Gassen sind voller Touristen, die Plaetze wimmeln nur so von Menschen mit Socken in Sandalen und immer mal wieder toent der bayrische Akzent in all seiner wundervollen Klarheit durch die schmalen Strassen. Aber das alles spielt keine Rolle, denn es ist Florenz. Wenn ich das so lese, klingt das tatsaechlich etwas verrueckt... Wie dem auch sei, ich fuehle mich hier sehr wohl. Es ist warm, sicher 26 Grad und erst in den Abendstunden, wenn die Sonne untergegangen ist, merkt man, dass auch hier der Herbst langsam an die Tuere klopft. Ich hatte heute morgen eine hitzige Diskussion mit einem Florentiner ueber die Frage, welche Jahreszeit wir denn nun haben. Die kuehlen Abendstunden belegten fuer ihn unzweifelhaft den Herbst, aber ich lasse mir meine sommerlichen Gefuehle nicht nehmen! Auch wenn ich auf eine kurze Hose verzichte (das sichere Erkennungszeichen der Touristen hier).
Und so gruesse ich euch alle ganz herzlich aus einer sehr geliebten Stadt und freue mich ausserdem, dass ich diese Gruesse seit kurzem auch an ein neues Familienmitglied richten kann: Mein Cousin ist Vater der kleinen Jette geworden und ich richte besonders herzliche Wuensche an die neue Erdenbuergerin ;-)

Dienstag, 7. Oktober 2008

nichts wichtiges...

Ich wollte eigentlich nur mitteilen, dass ich mal wieder zum Hochladen einiger Bilder gekommen bin und somit ein paar Eindruecke aus Italiens Norden sende. Besonderes Augenmerk moechte ich auf die geniale Art des Parkens lenken: In der Mitte! Durchaus gaengige Praxis und wohl der Tatsache entspringend, dass die Strassenbahnschienen an der Seite verlaufen - oder dass die Bordsteinkanten so hoch sind. Ich finde, ein Exportschlager!

Donnerstag, 2. Oktober 2008

Norditalien

Die Grenze zu Italien war eindeutig am Hauptbahnhof von Nizza auf Gleis G. Vorbei war der franzoesische Komfort, die Ruhe und die Hoeflichkeit. Der Zug nach Mailand war ein Trenitalia. Von diesem Moment an war alles italienisch: Die Sprache, die Lautstaerke, die Papiertueten, die Kleidung, die Gesten. Ich musste so lachen! Zwei Omis unterhielten sich ueber Fussball und bezogen mich unhinterfragt ein. Ich war an diesem Tag fuer Mailand (man will ja keinen Streit). Kekse wurden durch das Abteil geworfen, dicke Mamis in roten Kleidern mit weissen Punkten bahnten sich ihren Weg zur Bordtoilette und Papis diskutierten mit Haenden und Fuessen ueber Politik. Dass sie keine Boccia-Kugeln ausgepackt haben war fast alles.

Ich kam also in Mailand an. Ich muss sagen, dass ich es mir nicht so schlimm vorgestellt hatte... Natuerlich ist Mailand die Metropole der Poebene und selbstverstaendlich die Stadt der Mode, aber ich hatte das Gefuehl, dass die italienische Oberflaechlichkeit an diesem Ort eine maximale Konzentration erreicht. Wuerde ich einen Reisefuehrer schreiben, faende sich bei Mailand der Eintrag: "Wenn Sie nicht vorhaben, mit Designerklamotten die Kreditkarte zum Gluehen zu bringen oder Finanzgeschaefte zu taetigen haben, sollten Sie sich das nicht antun." Ich habe es ddort nur wenige Stunden ausgehalten. In der ganzen Zeit habe ich nicht eine Person laecheln gesehen - ausser mich selbst im Spiegel, als acht (!) Maenner in dunkelblauen Anzuegen (die offensichtlich einzig tragbare Farbe dort) gemeinsam eine Bar betraten und statt miteinander zu sprechen ein Handy am Ohr hatten. Ich wette, dass sie einen der anderen sieben anrufen, wenn sie den Telefonpartner persoenlich treffen!
Fuer Mama tut es mir leid, dass ich ihren Schuhladen nicht gefunden habe! Wahrscheinlich braucht man einen Designerguide oder so etwas... Andererseits sind Guerillia-Laeden der neueste Marketingschrei, weswegen der Guide wohl nach einer Woche bereits ueberholt waere. Auf eine gewisse Weise habe ich mich also amuesiert, weil mir alles wie ein grosses Theater vorkam. Ich meine, liebe Leute, muesst ihr denn wirklich beim Joggen im Park ein Headset am Ohr haben? So wie Smoki keine Luft atmet, die er nicht sehen kann, spricht hier niemand mit jemandem ohne vorher anzuklingeln.

Ich schreibe gerade aus Turin. Auch wenn es noch nicht richtig, richtig Italien ist, gefaellt es mir gut! Die Stadt waechst, ist kulturell und erinnert mich an vielen Stellen an Muenchen (so wie mich Muenchen irgendwie an Italien erinnert hat). Ich wuerde sagen, Turin ist eine Mischung aus beidem, weit weniger chaotisch als der Sueden, sauber und gepflegt mit Blumenkaesten am Brueckengelaender. Es ist etwa 22 Grad warm, die Sonne scheint und doch sieht man beim Spaziergang am Po bereits bunte Blaetter. Ich mag den Herbst und freue mich darueber. Ausserdem habe ich festgestellt, dass ich Staedte mag, die von einem Fluss geteilt werden. Vielleicht sind das heimatliche Zuege?
Leider ist in meinem Kopf noch immer ein Chaos der Sprachen, mein Italienisch hat einen englischen Akzent, manchmal sage ich "Merci" und denke denglisch. Das ist etwas schwierig, aber ich komme klar. Eis geben sie mir ;-)

So verbleibe ich mit Tanti saluti dal mondo italiano!

Samstag, 27. September 2008

Das Meer

Mein Herz raste, ich fuehlte den Puls in meinem Kopf, in meinen Haenden, in meinem Bauch. Angst mischte sich mit Aufregung und ein leichter Schwindel erfasste mich. Ich sah das Licht, es konnte nicht weit sein, aber wer weiss das schon so genau? Das Meer presste das Wasser in die schmale Grotte und um meine Fuesse, zog es wieder hinaus und liess Strudel entstehen, die das Stehen auf den glatten Felsen zusaetzlich erschwerten. Das Rauschen der Wellen hallte von den Felswaenden zurueck, das Wasser war kalt. Pierre war mir eine Tauchermaske zu und ich schaute durch sie in den schmalen Eingang unter der Wasseroberflaeche. Er wuerde den Weg ueber die Felsen nehmen und auf der anderen Seite auf mich warten, dass ich aus dem meer auftauche. Die Oeffnung war vielleicht zwei Meter breit und vier, fuenf Mal so tief, Fische starrten mich an, ich sah tuerkisblaues Licht. Vielleicht haben Schwimmer besonders viel Angst vor dem Ertrinken? Eigentlich spielte es keine Rolle, wie weit es tatsaechlich war. Es war das Tauchen unter Felsen, das Wissen, nicht hoch zu koennen und die Tatsache, dass ich das Ende des Tunnels nicht sehen konnte. Ich wusste, dass ich es schaffen wuerde, also wollte ich es tun. Auch vom Atmen kann einem schwindelig werden... Also holte ich tief Luft und glitt hinab, schliesslich tauchen wir mit Stil! Druck kam auf meine Ohren und ich versuchte, mein rasendes Herz zu beruhigen. Sauerstoff verschwendet man in solch einer Situation nicht. Es war tief und ich musste aufpassen, dass ich mich an den scharfkantigen Felsen nicht verletzte. Irgendwann drehte ich mich auf den Ruecken und sah das Sonnenlicht und den weissen Schaum auf der Oberflaeche. Durch! Aufregend und grossartig, wenn sich die Anspannung loest und Gluecksgefuehlen Platz macht. Ich sah noch einmal hinab, aber unter mir war alles schwarz. Von hier aus wuerde ich den Eingang niemals finden.

Freitag, 26. September 2008

In Marseille

Ich bin gestern in Marseille angekommen. Es gibt hier eine "maritime Schule" (mir fehlt der deutsche Begriff), an der einige Crewmitglieder der Rara Avis ihre Ausbildung gemacht haben. So habe ich einen Kontakt in Marseille bekommen und wurde von Pierre am Bahnhof abgeholt. Mit einigen Mitschuelern wohnt er etwas abseits von Marseille direkt am Meer (ich habe ein Bild vom Panorama hochgeladen). Ich werde hier sehr herzlich aufgenommen, auch wenn wir uns nur ueber die noetigsten Dinge verstaendigen koennen.
Heute kam ich dazu, mir die Stadt ein wenig anzusehen. Das Monument ist hier eine Kirche, hoch auf einem Berg, von der aus jede Menge Heilige damit beschaeftigt sind, die Stadt zu schuetzen. Vor allem aber ihre Seefahrer und den Hafen! Ich muss sagen, dass ich kein grosser Fan von Kirchen bin, aber diese ist wirklich ausgesprochen schoen! Ueberall Segelschiffe und Schiffsutensilien, Danksagungen fuer gelungene Ueberfahrten und Gebete fuer guten Wind oder ruhige See. Der Weg hinauf hat sich wirklich gelohnt!

Waehrend ich hier sitze, findet unten eine grosse Party statt. Mir wird zum ersten Mal wirklich bewusst, dass es Dinge gibt, aus denen ich tatsaechlich rausgewachsen bin (wenn ich jemals drin war...). Das Trinken von Bowle aus Plastikeimern, ein Hawaii-Motto und Musik zu der man ohne Schwierigkeiten einen Limbo tanzen kann (und vermutlich auch soll) gehoeren wohl zu den Dingen, die mich eher weniger in Extase bringen. Ich nehme natuerlich teil, trinke meinen Orangensaft, eben das richtig harte Zeug, und laechele innerlich ein wenig. Ja, diese Phase habe ich wohl eindeutig ueberwunden.
Spannend ist jedoch an diesem Abend, dass ich Leute treffe, die "mein" Segelschiff kennen, die an Bord waren und die das seltsame Gefuehl kennen, wenn Schuhe ploetzlich einengen. Wir reden ueber das Schiff, seine Fahrten, die Crew und das Leben an Bord. Obwohl ich nur ein paar Tage dort verbracht habe, verstehe ich das Besondere an diesem Leben ein wenig. Auch ich ertappe mich immer wieder dabei, dass ich die Rara Avis vermisse. Es ist schwierig zu beschreiben... Es ist wohl mehr das Zwischenmenschliche und die Verbundenheit, die man zu einem Schiff aufbaut, auf dem man Tag und Nacht gesegelt ist, das man mit den eigenen Haenden repariert und renoviert hat und auf dem man an exotische Orte gelangt ist.

Dabei faellt mir noch ein, dass ich endlich die Bilder von Bordeaux hochgeladen habe. Besser liess sich die wunderschoene Stadt bei nacht und ohne Statif nicht einfangen ;-)

Sonntag, 21. September 2008

Im Sueden

Ich bin gestern in Toulouse gelandet, nach einem Zwischenstop in Bordeaux. Beides sehr schoene Staedte, vor allem mit vielen jungen Leuten (eben Studenten). Ich wuerde euch gerne ein paar meiner Nachtaufnahmen zeigen, doch dieser Computer versteht sich schlecht mit meiner Canon. Also werdet ihr darauf wohl noch ein wenig warten muessen.

Es geht mir gut, auch wenn es im Moment wenig Aufregendes zu berichten gibt. Ich erkunde die Stadt, das Wetter ist herrlich, auf Lichtschutzfaktor 20 ist Verlass. Ich begegne unglaublich guten Koechen hier, Essen ist wirklich, wirklich eine Leidenschaft der Franzosen! Ich sitze gerade in einer WG und lasse mich bekochen ;-) Daran koennte ich mich gewoehnen, vielleicht sollte ich mir doch einen Franzosen anlachen...

Ich habe (wie immer) keine Plaene fuer die naechsten Tage, aber Marseille werde ich mir wohl noch ansehen. Mal sehen... Ich guresse euch alle ganz herzlich und schicke euch die sonnigsten Gruesse!!

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